
Antarktis 2015
Tag 14 (17.12.2015) - Halfmoon Island/Deception Island
Sonnenaufgang: 03:49 Uhr | Sonnenuntergang: 21:32 Uhr
Temperatur: Luft 0°C | Wasser 0°C | Wind Beaufort: SW 7-8 | Seemeilen: 2877 nm
Half Moon Bay

Am frühen Morgen (Schlafen können wir definitiv zu Hause! 😉) erreicht MS Hanseatic die Insel Half Moon. Die kleine subantarktische Insel, im Archipel der Südlichen Shetlandinseln, ist etwa 120 km von der Antarktischen Halbinsel entfernt. Ihren Namen hat die «Halbmondinsel» aufgrund ihrer Form: die sichel-förmige Insel, die damit einem Halbmond ähnelt, stellt den Kraterrand eines einstigen Vulkans dar. Der nördliche und südliche Teil der Insel sind bergig und erheben sich bis zu einer Höhe von 100m, der mittlere Teil ist nur wenige Meter über Meereshöhe – hier befindet sich seit 1955 die argentinische Forschungsstation Camara.




Mit den Zodiacs geht es an Land und wir geniessen es, die vielfältige Tierwelt zu beobachten: Zügelpinguine, Dominikanermöwen und Küstenseeschwalben ziehen auf dieser Insel ihre Jungen auf, ausserden können wir von Land aus Wale in der Bucht sehen.
Mit unseren Experten wandern wir in kleinen Gruppen von der Zügelpinguinkolonie zu den roten Gebäuden der Station. «Camara» ist allerdings gerade nicht besetzt.






Gegen 10:00 Uhr sind wir zurück an Bord der Hanseatic. Bevor wir die Half Moon Bay verlassen haben wir noch Besuch steuerbords: eine Walmutter zeigt sich mit ihrem Kalb. Nachdem die beiden imposanten Tiere abgetaucht sind, nehmen auch wir wieder Fahrt auf.

Um 11:30 Uhr treffen wir uns zu Recap und Precap mit dem Team der Experten. Nach dem Mittagessen heisst es erneut «Land in Sicht»: Deception Island ist am Horizont zu sehen.
Deception Island – Wandern und ein Bad im Meer

Deception Island ist eine der faszinierendsten Südlichen Shetlandinseln – und ist eine der meistbesuchten Inseln der Antarktis. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und bildet eine Hufeisenform: der Gipfelbereich ist ein Vulkan, der etwa 1500m hoch vom Meeresgrund aufragt und deren Inneres, etwa 160m tief, mit Meerwasser gefüllt ist. Die «offene Seite» des Hufeisens ist eine etwa 180m breite Einfahrt, die Zugang zu einem sehr gut geschützten grossen Naturhafen – mal abgesehen von vulkanischen Eruptionen – bildet. Deception Island gilt weiterhin als aktiv.
Der Name «Deception» (Täuschung) tauchte 1821 erstmals auf. Von 1912 bis 1931 befand sich auf Deception Island an der Whalers Bay die südlichste Trankocherei der Welt, von Norwegen betrieben. Im Jahre 1941 entsandte die Royal Navi ein Sprengkommando in die Whalers Bay: die Briten befürchteten, dass die deutsche Marine die Insel als Basis für Operationen von Handelskreuzern nutzen könnte.
1944 errichteten die Briten dann die erste Forschungsstation, «Base B», hier in Whalers Bay, die bis in die 1960er Jahre hinein auch für Flüge genutzt wurde; auch Chile und Argentinien errichteten in den 1950er und 1960er Jahren Stationen hier. Ein Vulkan-Ausbruch 1967 führte zur Evakuierung der chilenischen, argentinischen und britischen Forschungsstationen und ein weiterer Ausbruch im Jahr 1969 führte dann zur Zerstörung der britischen Basis «Base B» in Whalers Bay.
Die Überreste der Walfangstation wurden 1995 gemäss dem Antarktis-Vertrag als Historic Site and Monument No. 71 unter Schutz gestellt. 2003 wurde das geschützte Gebiet um die Reste der britischen Forschungsstation erweitert.
Gegen 13:45 Uhr steuert Kapitän Carsten Gerke die Hanseatic durch «Neptune’s Bellows» (engl. für Neptuns Blasebalg), die Meerenge im Südosten von Deception Island und die Zufahrt zum Port Foster. Amerikanische Robbenjäger benannten diesen engen Kanal bereits 1822 aufgrund der starken Winde in der Meerenge so – auch wir können die extremen Winde heute pfeifen hören!



Nachdem wir die Meerenge passiert haben, sind wir im Port Foster, dem fünf Kilometer breiten und neun Kilometer langen, ruhigeren Kratersee. Der See wurde nach Kapitän Henry Foster benannt. Foster hatte 1829 magnetische Messungen und Pendelbeobachtungen in der Caldera vorgenommen und die Insel erstmals kartiert.


Zodiacs bringen uns an den Strand von Whalers Bay. Wir spazieren am Strand entlang bis zum ehemaligen Hangar. Etwas sportlicher geht es dann auf Geröll und bei viel Wind zu einem Hügel hinauf, von dem wir einen Blick in die Caldera werfen können – hätte uns Anfangs der Reise jemand gesagt, was wir alles in Gummistiefeln unternehmen werden, hätten wir die Person sicher für verrückt erklärt!
Nach unserem «Hike» nehmen wir die einmalige Chance wahr, in der Antarktis zu baden: ein unbeschreibliches Gefühl im lauwarmen Wasser, erwärmt durch den aktiven Vulkan, zu liegen und zu wissen, dass man in antarktischen Gewässern badet. Das «aus dem Wasser kommen» war nicht ganz so erwärmend, wie das Bad selbst, aber wir hatten viele Helfer und waren ziemlich schnell wieder in unseren trockenen Kleidern.







Gegen 17:30 Uhr sind wir zurück an Bord und kurz darauf verlässt die Hanseatic ihren windgeschützten Ankerplatz vor Deception Island. Mit Verlassen des windgeschützten Naturhafens sind Wind und Seegang zurück… und wir lassen den erlebnisreichen Tag allmählich «ausschaukeln».
