Antarktis 2015

Tag 10 (13.12.2015) - Süd-Orkney-Inseln

Sonnenaufgang: 03:49 Uhr | Sonnenuntergang: 21:32 Uhr
Temperatur: Luft 1°C | Wasser 0°C | Wind Beaufort: NNE 4-5 | Seemeilen: 2062 nm

«Weniger Südgeorgien ist mehr Süd-Orkneys»  

Wir haben die Uhren in der letzten Nacht wieder eine Stunde zurückgestellt und konnten somit etwas länger schlafen.

Die Südlichen Orkney-Inseln sollen laut Wikipedia mit nur 478 Sonnenstunden im Jahresdurchschnitt das sonnenärmste Gebiet der Erde sein, das von Westwind dominierte Wetter meist neblig und trüb – davon merken wir (zumindest bei unserer Ankunft) nichts: uns erwarten die rauen Inseln am frühen Morgen bei schönstem Wetter!

Frühstück mit Blick

Die entlegenen Süd-Orkneys liegen inmitten des Südpolarmeeres, etwa 600km entfernt zur antarktischen Halbinsel, jenseits des 60. Breitengrades, sozusagen zwischen Südgeorgien und den Südlichen Shetlandinseln. Sie gehören aufgrund ihrer Lage knapp zu dem durch den Antarktisvertrag geschützten Gebiet. Die einsame Inselgruppe wurde von den Walfängern George Powell und Nathaniel Palmer 1821 entdeckt. Im Jahre 1823 erhielten sie von James Weddell ihren Namen.

Die Fläche der Süd-Orkneys beträgt 622km². Coronation Island ist die grösste Insel des Archipels und zu etwa 85% vergletschert. Auf Laurie Island, der zweitgrössten Insel der Süd-Orkneys und am weitesten östlich gelegen, befindet sich die argentinische Forschungsstation Orcadas, deren Geschichte bis in das Jahr 1903 zurückreicht. Zu dem Archipel der Süd-Orkneys gehören ausserdem noch weitere Inseln wie Signy Island oder Powell Island.

Wir durchfahren die Washington Strait, eine 4,8 km breite Passage zwischen Powell Island und Laurie Island. Diese Meerenge wurde im Dezember 1821, bei einer gemeinsamen Fahrt des US-amerikanischen Robbenfänger-Kapitäns Palmer und des britischen Robbenfängers Powell, entdeckt und nach George Washington, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, benannt.

Der Hotelmanager lädt auf das Vordeck ein und bei Glühwein geniessen wir die Fahrt entlang der bizarren Küste der Inseln, entdecken zahlreiche Pinguine und vereinzelt Robben auf Eisschollen, und können den Blick kaum von den faszinierenden Eisformationen lassen – kann es einen schöneren 3. Advent geben?

Nach dem Mittagessen geht es «raus»: bei einer Zodiac-Tour vor Monroe Island (benannt nach Nathaniel Palmer’s Schiff «James Monroe») bewundern wir eine grosse Kolonie von Zügelpinguinen. Es ist faszinierend zu sehen, welche Höhen die kleinen Frackträger zu ihren Brutplätzen scheinbar mühelos überwinden. Zahlreiche Eisberge, vom Weddellmeer hierher getrieben, haben sich vor der Insel angesammelt.

Toll, dass wir diesen «spontanen Abstecher hierher» machen konnten!

Zurück an Bord nutze ich die Seegang-freie Zeit: vom Cross Trainer im Fitness-Studio aus kann ich meinen Blick auch beim Sport treiben von dieser faszinierenden Szenerie und bezaubernden Kulisse einfach nicht ablassen…

Ich habe dauerhaft ein bisschen das Gefühl, ich könnte etwas verpassen, wenn ich nicht dauernd nach draussen schaue und alles «aufsauge».

Vor dem Abendessen gibt es ein Precap: von unserem Kapitän Carsten Gerke erhalten wir Informationen zur Wettersituation und unser Expeditionsleiter Dr. Arne Kertelhein stellt uns die Destination des folgenden Tages vor.

Während des Abendessens kommt die, nach dem Besuch von Stromnes und Grtyviken, langersehnte Durchsage: «Wale backbord»! Am Schiff sind zahlreiche Wale zu beobachten und die Restaurants leeren sich schlagartig – die Natur gibt ganz klar den Ton an! – und wir geniessen diesen Anblick! Was für ein Tag!